Der Wichtelpark in Sillian: Wenn schon Vergnügungspark, dann dieser!

Es geschah in einem Sommermonat. Es muss schon etwas länger her gewesen sein. Unsere Tochter, mittlerweile schon ein Schulkind, hatte gehört, dass es in Sillian einen Wichtelpark gibt. Sie strahlte, ihr Blick drückte Begeisterung aus. Es war klar. Da wollte sie hin. Unsere Gesichter waren allerdings wie erstarrt. Jetzt mal ehrlich: Wer lässt sich solche Parks mit solchen Namen einfallen? Werden Leute für diese Ideen auch noch bezahlt? Ich meine: denken sich die Erfinder dieser Namen dann „Jetzt habe ich aber mal geil abgeliefert“, oder : „Der Name ist absolut genial“? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass wir damals absolut keine Wahl hatten und in Richtung Wichtelpark fuhren. Weil wir ganz einfach mussten. Mit sehr gemischten Gefühlen.

Zum Glück waren wir schon in Osttirol. Der Weg war also zumindest mal nicht weit. Ein paar Autominuten also nur. Zumindest war nicht viel Zeit draufgegangen, wenn der Besuch des Wichtelparks nicht der ganz große  Bringer gewesen war. Das Gute auch: der Eintritt zum Wichtelpark war frei, vermutlich aber völlig umsonst.

Als Elternteil fragt man sich ja generell immer mal wieder, warum man hier und dort seine Zeit verbringt. Kinder schön und gut, aber mal ehrlich: Wer will schon stundenlang auf einem Spielplatz abhängen? Da gäbe es doch sehr  viel sinnvollere Aktivitäten, oder? Ich denke, man muss die Sache beim Namen nennen: Eltern sein ist nicht immer die leichteste Aufgabe der Welt. Und manchmal auch, trotz aller Herausforderungen, ganz schön langweilig. Genau das erwarteten wir jedenfalls vom Wichtelpark: Lautes Kindergeschrei und für uns ganz viel Langeweile.

Vor Ort dann: Kaum mehr freie Parkplätze. Zumindest hatten wir also Leidensgenossen. Wenn wir uns schon langweilten, dann zumindest gemeinsam mit anderen Erwachsenen. Vielleicht lernt man auch andere Leute kennen? Schließlich schweißt so etwas zusammen, so eine Schicksalgemeinschaft. Schließlich könnte man jetzt auch bei einem gemütlichen Bier auf einer Terrasse sitzen. Aber man musste ja im Wichtelpark in Sillian sein Dasein fristen. Traurige Elternwelt. Trotz der Freuden, die ein Kind natürlich auch bereitet.

Kinder im Wichtelpark Sillian: Irgendwie ganz schön naturnah hier!
Kinder im Wichtelpark Sillian: Irgendwie ganz schön naturnah hier!

Wir waren jetzt jedenfalls da. Und wenn man schon mal da ist, dann versucht man doch auch das Beste daraus zu machen. Quasi ausweglose Situation. Quasi abfinden mit dem, das ohnehin unvermeidlich ist. Vor Ort dann: Eine Röhrenrutsche, eine Wasserspielanlage, eine 18-Golf-Miniaturanlage. Hochseilgarten und vieles mehr. Alles da, da da. Wir waren unendlich begeistert.

Der Hochseilgarten hält für Groß und Klein etwas bereit: Spaß!
Der Hochseilgarten hält für Groß und Klein etwas bereit: Spaß!

Unsere Tochter zum damaligen Zeitpunkt auch. Und zwar ernsthaft. Sie stürzte sich gleich auf die Rutsche, wollte mit dem Wichtelzug fahren und was weiß ich noch alles tun. Zum Glück verblassen Erinnerungen mit der Zeit. Und das ist auch sehr gut so! Wir glaubten uns damals jedenfalls kurzfristig in einem wahren Albtraum zu befinden. Der Ort der perfekten Kinder-Bespaßung, an dem die Eltern absolut leer ausgingen und am Rande des Vergnügens nur lange Gesichter der Langeweile ziehen konnten.

Wichtelzug

Wir nützten die Zeit also irgendwie sinnvoll. Holten uns ein Eis am Kiosk und später dann auch noch Pommes und Getränke. Schmeckte eigentlich alles ganz anständig. Unsere Tochter war so begeistert und so in ihrem Spiel vertieft, dass wir sie fast nicht mehr bemerkten. Da geschah es: Es gab eine Art von Erleuchtungserlebnis. Es gab eine Zäsur, einen atmosphärischen Umschwung: Wir begannen uns wohl zu fühlen!

Wir analysierten, reflektierten, dachten nach. Woran lag es? Die Antwort darauf war uns nach einiger Zeit klar: Der Wichtelpark in Sillian war eben keine riesig große Bespaßungs-Maschinerie, sondern er war auch ein Ort, der relativ natürlich war. So einfach mitten im Wald, der Geräuschpegel überraschend niedrig. Keine Spielzeuge die Geräusche machten, nichts das dauernd blinkte und den Kinder schon früh nahe brachte, wie sich die Sache mit der Reizüberflutung verhielt.

Wie konnte man das hier nennen? Naturnahes Spielen? Ich hatte und habe keinen Begriff dafür. Ich hatte aber den Eindruck, dass sich hier alles relativ „organisch“ und logisch anfühlte. Ganz so, als ob der Wichtelpark einfach nach Sillian gehörte. Notwendigerweise. Das hier war kein aufgesetzter Bespaßungs-Park mitten im nirgendwo, sondern hier wurde auch mit den landschaftlichen Reizen und Vorzügen der Region gearbeitet und bewusst gespielt.

Wenn man wollte konnte man hier als Elternteil auch seine Ruhe haben, gemütlich im Schatten sein Eis essen und die Kinder eben Kinder sein lassen. Kurzum: dieser Ort war nicht annähernd so „böse“, wie wir es uns erwartet hatten. Vielmehr ging es hier relativ gemütlich und entspannt ab.

In diesem Sinn: Eltern der Erde vereinigt euch und geht, wennschon dennschon, in den Wichtelpark. Ich bin sicher, es wird euch ähnlich wie uns ergehen. Definitiv einer der besseren Orten, wenn es schon unbedingt ein Vergnügungspark sein muss. Ich denke eigentlich auch, dass das vielleicht kein Vergnügungspark im herkömmlichen Sinne ist. Aber wer weiß das schon so genau. Ich weiß nur: Wir waren dort, und es war gut.

Bilder: Wichtelpark Sillian

Der Wichtelpark in Sillian: Wenn schon Vergnügungspark, dann dieser!
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Von in Osttirol